Einleitung

Ein großer Teil unserer sozialen Kontakte in Europa spielt sich heute in den digitalen Medien ab. Nicht nur junge Leute schicken sich auf WhatsApp, Facebook oder anderen Onlineplattformen Text – und Sprachnachrichten oder drücken ihre Gedanken in treffenden Bildern und Videoclips aus. Die Mobilfunknetze sind längst so weit ausgebaut, dass schnelles Internet überall verfügbar ist und der Kontakt zu Freunden aus aller Welt zum Alltag gehört. Während es zu diskutieren bleibt, wie gesund die ständige Verfügbarkeit und Nutzung der sozialen Medien ist, möchte ich darauf aufmerksam machen, wie wir als Kirche diese Medien sinnvoll nutzen können, indem wir darüber das Evangelium weitersagen.

So, wie Martin Luther im 16. Jahrhundert den Buchdruck nutzte, um rasch seine geistlichen Schriften und darin Gottes Wort zu verbreiten, so können wir die Kommuniaktionskanäle unserer Zeit gebrauchen, um das Wort der Gnade auszustreuen und mit den Menschen in Kontakt zu kommen, die es hören. Luther wusste, die populären Medien seiner Zeit für das Gute zu nutzen, wir können das genauso tun. Dabei müssen wir das Rad nicht erst neu erfinden. Es ist einfacher als je zuvor, die sozialen Medien mit der frohen Botschaft zu füttern, die wir Sonntag für Sonntag hören. Wer kann den riesigen Informationspool des Internets mit herrlicheren Worten bereichern, als wir, die wir die Wahrheit kennen? Ich mag Luther's Aussage "man muss dem Volk auf's Maul schauen." Vor allem unter jungen Menschen hat sich eine vielseitige und neuartige multimediale Sprache entwickelt, Sie ermöglicht auf ihre Weise eine hervorragende zwischenmenschliche Kommunikation. Mein Ziel ist es, diese Sprache immer besser zu verstehen und mit ihrer Hilfe das Evangelium weiterzusagen. In dieser Präsentation möchte ich einige Ansätze vorstellen, die dazu in der Evangelisch Lutherischen Freikirche und besonders in meiner Gemeinde in Dresden geschehen.

Gemeindearbeit über WhatsApp

Mission beginnt nicht unvermittelt irgendwo. Mission beginnt unter Glaubensgeschwistern in der Gemeinde. Nachdem ich ein Jahr lang intensiven Kontakt zu einzelnen Freunden halten durfte, die im Ausland leben oder nicht regelmäßig zum Gottesdienst kommen können, folgen nun Unterhaltungen mit vielen anderen Bekannten und Verwandten, die ich auf anderem Wege nicht kurzfristig erreichen kann. Einige von ihnen gehören nicht zur Kirche, sind jung im Glauben oder stehen in Anfechtung oder Zweifel an unserer Lehre. Natürlich ersetzt WhatsApp kein Gespräch von Angesicht zu Angesicht, aber es bietet eine Art Mischung aus Briefeschreiben und Telefonieren. Man erreicht sein Gegenüber kurzfristig, aber die geschriebenen oder gesprochenen Nachrichten bleiben lange erhalten. Das gibt einem Bibelwort die Chance, noch einmal gelesen oder gehört zu werden, eine Ermahnung erhält besonderen Nachdruck, Vergebung besonderen Trost. Wichtig ist, in jedem Fall voll für den Anderen da zu sein und sich Zeit und Geduld für das Gespräch zu nehmen, als säße man im selben Raum. Besonders einsame Menschen, oder solche, die sich in ihrem Umfeld nicht ernst genommen fühlen, schätzen ein offenes Ohr oder ein schlichtes Trostwort sehr. Ich bekomme immer wieder unerwarteten Dank von Leuten, die ich kaum kenne, und das nur für eine Einladung zum Gottesdienst oder einen kurzen Gruß.

Eigentlich fällt es mir schwer, selbst ins Gespräch mit anderen Menschen zu kommen. Deshalb schätze ich die vielfältigen Kommunikationswege der sozialen Medien. Zum einen ist es möglich, unverbindlich Informationen zu verbreiten, etwa durch einen Statuspost auf WhatsApp oder allgemeine Werbung für eine Veranstaltung als Nachricht an alle Kontakte. Ich kann nachvollziehen, wer diese Informationen sieht, aber niemand ist zu einer Antwort gezwungen. Dennoch erhalte ich regelmäßig Reaktionen auf Gottesdiensteinladungen, oft auch von Leuten, zu denen ich sehr lange keinen Kontakt hatte oder mit denen ich nie über den Glauben an Christus gesprochen hatte. Es fällt leichter, auf die Reaktion eines Kontaktes zu antworten und daraufhin ins Gespräch zu kommen, als völlig unvermittelt eine Unterhaltung zu beginnen. Auch wenn eine Einladung das Ziel hat, wahrgenommen zu werden oder der Hinweis auf eine Veranstaltung im Internet dazu gedacht ist, dass Leute tatsächlich zuhören - oftmals hat die Werbung für eine Veranstaltung ganz unverhoffte, langanhaltende Gespräche zur Folge. Natürlich wünsche ich mir, dass möglichst Viele den Gottesdienst Livestream aus Dresden besuchen, oder sogar zu uns in die Gemeinde kommen. Aber manchmal führt meine Einladung einfach dazu, dass Menschen aufmerksam auf die Arbeit der Gemeinde werden und hin und wieder antworten. Ich verstehe den Begriff "Medien" zunehmend wörtlich, nämlich als "Mittel" - Mittel zum Zweck. Egal, ob unsere Arbeit in den sozialen Medien tatsächlich verstanden und gewürdigt wird, wichtig ist, dass die zentrale Botschaft transportiert wird, "es gibt einen, dem du nicht egal bist, das ist der Herr Christus, er ist immer für dich da, er will dein Heiland sein".

Vor allem unter Jugendlichen ist es üblich, täglich Bilder und persönliche Nachrichten als Status zu veröffentlichen. Man muss gar nicht fragen, "wie geht es dir?" oder "was machst du gerade?" - bereitwillig zeigen viele ihr Privatleben, nicht nur ihren Freunden, sondern oft der ganzen Welt. Das macht es besonders einfach, auf sie einzugehen und zum Nachdenken anzuregen, vor allem aber echtes Interesse zu zeigen und das Wort weiterzusagen.

Um viele Leute gleichzeitig zu erreichen, nutzen wir die Gruppenfunktion auf WhatsApp. Neben reinen Organisationsgemeinschaften innerhalb der Kirche (z.B. für das KinderCamp der ELFK) haben sich verschiedene soziale WhatsApp Gruppen gebildet. Freunde und Bekannte aus der Gemeinde schreiben sich regelmäßig, schicken sich in der Gruppe "Kraft für den Tag" Bibelverse, Segenswünsche oder seit neuestem Rätselbilder zu biblischen Sprichworten. Wir stärken einander im Glauben, so wie es Christen tun. Und jeder, der es hört, Christ oder Nichtchrist, ist eingeladen, dazuzukommen. Immer wieder öffnen sich Türen zu neuen Bekanntschaften und es ist wichtig und segensreich, den direkten persönlichen Kontakt zu suchen und zu fördern.

Gottesdienst Livestreaming

Eines der Medien, die auf WhatsApp und anderen Plattformen geteilt und beworben warden sind die Livestreams unserer Gemeindeveranstaltungen. Seit etlichen Jahren betreibt unsere Schwestergemeinde in Süddeutschland1 einen YouTube Kanal und veröffentlicht von verschiedenen Predigtorten aus ihre Gottesdienste. Wir Dresdner durften Vieles von ihnen lernen und haben seit 2013 einen eigenen Kanal, auf dem wir wöchentlich unsere Gottesdienste und andere Veranstaltungen der ELFK live übertragen. Gemeindeglieder, die nicht selbst zum Gottesdienst kommen können und einige Gäste von außerhalb nehmen so jeden Sonntag übers Internet am Gottesdienst teil. Gesamtkirchliche Veranstaltungen werden auf mehreren Gemeindewebseiten veröffentlicht und über die sozialen Medien mit vielen Interessenten geteilt. Drei Dinge, die auch für den "realen" Gottesdienst gelten sind mir bei jedem Livestream besonders wichtig:

• Im Zentrum des Gottesdienstes steht Gottes Wort von der Gnade.
• Der Gottesdienst ist öffentlich, jedem stehen unsere Türen offen.
• Die Botschaft ist persönlich. So wie Jesus die Herzen aller Menschen erreichen will, so wollen wir auf vielerlei Weise die Möglichkeit bieten, ins Gespräch zu kommen.

Besonders schön ist es, dass immer wieder Gäste aus anderen Ländern die später als Video vorhandenen Livestreams sehen und kommentieren. Auch wenn es bisher nur ein paar Dutzend Aufrufe pro Gottesdienst gibt, das Internet ermöglicht eine einfache Verbreitung unserer Veranstaltungen und bietet ein großes Potenzial, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen.

Im vergangenen Sommer haben wir eine Reihe von Livestreams mit mobiler Technik begonnen. Ein Set, bestehend aus Computer, Mikrofonen und vier Netzwerkkameras kann mit wenig Aufwand transportiert und an einem beliebigen Ort aufgestellt werden. Gestreamt wird die Veranstaltung per Smartphone übers Mobilfunknetz. Nach dem großen Abschlussgottesdienst der 9. KELK Vollversammlung in Grimma wurden etliche Gottesdienste aus verschiedenen ELFK Gemeinden übertragen und über ihre jeweiligen Webseiten und WhatsApp geteilt. Im kommenden Jahr soll dieses Projekt wiederholt und ausgebaut werden, um noch mehr unserer kleinen Gemeinden im Internet bekannt zu machen. Teil des Projekts ist es, interessierten Gemeinden einen Einblick in die praktische Arbeit des Livestreamings zu geben, um ihnen den Aufbau eigener Systeme zu erleichtern. Drei weitere Gemeinden unserer Kirche planen, über eigene YouTube Kanäle ihre Gottesdienste ins Internet zu stellen, um sie Gästen und verhinderten Gemeindegliedern verfügbar zu machen. Noch sind diese Projekte sehr jung und wir können nicht behaupten, große Missionserfolge mit unserer Arbeit im Internet zu erzielen.

Ich freue mich darauf, noch viel von anderen Gemeinden und deren Missionsarbeit zu lernen und im eigenen Bekenntnis zu wachsen, Vielen zum Segen und Gott zur Ehre.

Introduction

A large part of our social contacts in Europe are now taking place in the digital media. Not only young people send text and voice messages on WhatsApp, Facebook or other online platforms, or express their thoughts in pictures and video clips. The mobile phone networks have long been developed to such an extent that fast Internet is available everywhere and the contact with friends from all over the world belongs to everyday life. While it remains to discuss how healthy the constant availability and use of social media is, I would like to draw attention to the ways in which we as the Church can make a meaningful use of these media by evoking the gospel.

Just as Martin Luther used the printing press in the sixteenth century to spread his spiritual writings and the Word of God, we can use the communication channels of our time to spread the word of grace and to come into contact with the people who hear it. Luther knew how to use the popular media of his time for the good; we can do the same. We do not have to reinvent the wheel. It's easier than ever to feed the social media with the good news we hear every Sunday. Who can enrich the giant information pool of the Internet with more glorious words than we who know the truth? Virtually everyone now has a smartphone with internet connection. I like Luther's statement, "You need to look into people's mouth." Especially among young people has developed a versatile and novel multimedia language through the use of media. This makes excellent interpersonal communication possible. My aim is to understand this language better and to pass on the gospel with its help. In this presentation, I would like to introduce some approaches that are going on in the Evangelical Lutheran Freechurch and particularly in my church in Dresden.

Community work on WhatsApp

Mission does not start nowhere. The mission begins with the faithful in the church. After a year of intensive contact with individual friends who live abroad or do not come regularly to worship, I now follow the conversation with many other acquaintances and relatives whom I can not reach by other means. Some of them do not belong to the church, are young in faith, or are in temptation or doubt about our doctrine. Of course, WhatsApp does not replace face-to-face conversations, but it offers a kind of mix of letters and phone calls. It can be reached in the short term, but the written or spoken messages are preserved for a long time. This gives a biblical word the chance to be read or heard again, an exhortation receives special emphasis, forgiveness special consolation. It is important to be fully there for the other person and to take the time and patience for the conversation as if you were sitting in the same room. Especially lonely people, or those who do not feel taken seriously in their surroundings, appreciate an open ear or a simple consolation. I always get unexpected thanks from people I hardly know, and only for an invitation to worship or a quick greeting.

Actually, it is hard for me to get into conversation with other people. That is why I appreciate the diverse communication channels of the social media. On the one hand, it is possible to disseminate impersonal information, for example through a status post on WhatsApp or general advertising for an event as a message to all contacts. I can understand who sees this information, but no one is forced to answer. However, I regularly receive responses to church services, often by people I have not had any contact with or have never talked about believing in Christ before. It is easier to reply to the reaction of a contact and then to enter into conversation, than to begin a conversation suddenly without any preparation. Even if an invitation has the goal to be perceived or the reference to an event on the Internet is intended for people to actually listen - often the advertising for an event ends up in long-lasting conversations I initially didn't plan at all. Of course, I wish that as many as possible would visit the livestream of our Sunday services from Dresden, or even come to the church. But sometimes my invitation simply leads people to pay attention to the work of the church and to respond from time to time. I understand the term "media" increasingly literally, as a "means" to an end. Whether or not our work in the social media is actually understood and appreciated, it is important that the central message is conveyed, "someone is there for you, carrying the sin of the world, that is the Lord Christ, he wants to be your Savior."

Especially among young people it is usual to publish daily pictures and personal messages as status updates. You do not have to ask "how are you?" Or "what are you doing now?" - many willingly show their private life, not only to their friends, but often to the whole world. This makes it particularly easy to approach them and to give them food for thought in showing genuine interest and telling God's word.

To reach many people at the same time, we use the group function on WhatsApp. In addition to purely organizational groups within the Church (for example for the Children's Camp of the ELFK), various social WhatsApp groups have formed. Friends and acquaintances from the community write regularly. Within the group "Power for the Day" we send each other Bible verses, blessings, or, more recently, "puzzle pictures" on biblical topics. We strengthen one another in faith, as Christians do. And everyone who hears it, Christian or non-Christian, is invited to come and join us. Again and again, doors open to new acquaintances and it is important and blessed to seek and promote direct personal contact.

Worship Livestreaming

On one of the media, which is shared and advertised on WhatsApp and other platforms, are the livestreams of our community events. For a number of years, our sister community in Southern Germany has been running a YouTube channel and has been broadcasting services from various preaching places. We Dresdeners have been able to learn a lot from them. Since 2013 we run our own channel, where we broadcast our church services and other ELFK events every week. Members who can not come to church themselves and some guests from outside take part in the worship service every Sunday. Big church events are published on several community websites and shared on social media with many interested parties.

Three things which also apply to "real" worship are important to me at every Livestream:

• At the center of worship is God's Word of grace.
• The service is open to the public.
• The message is personal. Just as Jesus wants to reach the hearts of all people, we want to offer the possibility to get into conversation in many ways and to show people personal interest and spiritual support.

It is especially nice that guests from other countries always see and comment on the Livestreams recorded and available to view later. Although there are only a few dozen calls per video, the internet allows for easy dissemination of our events and offers great potential to reach people with the gospel.

Last summer we started a series of Livestreams with mobile technology. A set consisting of computers, microphones and four network cameras can be transported with little effort and placed at any location. The event is streamed via smartphone over the mobile phone network. After the grand closing ceremony of the 9th CELC Annual General Meeting in Grimma, several church services were transferred from different ELFK communities and shared via their respective websites and WhatsApp. This project is to be repeated and expanded in the coming year in order to make more of our small communities known on the internet. Part of the project is to provide interested communities with an insight into the practical work with the technology in order to facilitate the development of their own systems. Three other congregations in our church plan to put their worship services on the internet via their own YouTube channels, to make them available to guests and other community members who cannot attend. Still, these projects are very young and we cannot claim to achieve great mission success with our work on the Internet.

Nevertheless, I believe that it is right and proper to publicize the work of communities on the Internet, and to search for appropriate media and forms of expression to spread God's Word in the social networks. A growing team of pastors, media writers, programmers and technicians of our church is working together to realize projects that a public audience can reach on the Internet. The mission is, in my opinion, also encouraging Christians to participate with their talents. It all has to start with discussing what our work is actually about. If we want to tell others about our faith, we must also be aware of what constitutes this belief. This leads us to a closer look at the content of worship and the Bible itself. Again and again, we can see that it is not our strength and effort that leads to success, but the grace of God, which works all good.

I am looking forward to learning a lot from other churches about their missionary work, as they grow in their own confession, for the blessing of many and the glory of God.